Der epische Film "Der letzte Samurai" ist zwar fiktionalisiert, basiert aber stark auf dem realen Satsuma-Aufstand von 1877. Die Figur des Nathan Algren, der von Tom Cruise verkörpert wird, basiert lose auf Jules Brunet, einem französischen Militärberater, der an der Seite der Samurai kämpfte. Die Rebellion wütete in ganz Kyūshū, und in der Stadt Kumamoto wurden einige der heftigsten Kämpfe ausgetragen. Diese Geschichte ist in die Landschaft der Stadt eingebettet und bietet einen Einblick in den Übergang Japans vom Feudalismus zur Moderne.
Der Satsuma-Aufstand war ein Zusammenstoß zwischen Tradition und Fortschritt. Die Samurai wehrten sich gegen die Modernisierungspolitik der Meiji-Regierung. Insbesondere in Satsuma (dem heutigen Kagoshima) fühlten sich viele Samurai durch die Abschaffung des Feudalsystems, das Verbot, ein Schwert zu tragen, sowie die Schaffung einer Wehrpflichtigenarmee in ihrem Status und ihrer Aufgabe bedroht. Die Samurai, die zuvor eine privilegierte Klasse waren, fürchteten ihren sozialen Status zu verlieren, den sie seit Generationen genossen hatten. Saigō Takamori, Samurai und Held der Meiji-Restauration, wurde zum Repräsentanten dieser Unzufriedenheit. Lord Moritsugu Katsumoto, gespielt von Ken Watanabe in "Der letzte Samurai", basierte auf Saigō. Im Jahr 1877 führte Saigō seine Truppen von Kagoshima aus nach Norden, um die Regierung in Tokio zu konfrontieren.

Kumamoto war der einzige Stützpunkt der kaiserlichen Armee in Kyushu, und wenn Saigō und seiner Satsuma-Armee gelänge, Kumamoto zu erobern, würde ganz Kyūshū unter ihre Macht fallen und sie könnten ihre Streitkräfte vergrößern. Die Burg von Kumamoto, eine beeindruckende Festung im Herzen der Stadt Kumamoto, wurde zu einem wichtigen Schlachtfeld in diesem Konflikt. Die Burg wurde von der kaiserlichen japanischen Armee unter dem Kommando von Generalmajor Tani Tateki verteidigt. Die Belagerung der Burg von Kumamoto dauerte vom 19. Februar bis zum 12. April 1877.

Trotz ihrer tapferen Bemühungen gelang es den Aufständischen nicht, die Burg Kumamoto zu erobern. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts vom Burgbaumeister Katō Kiyomasa als uneinnehmbare Festung erbaut, wurden die Verteidigungsanlagen der Burg zum ersten Mal in einer Schlacht auf die Probe gestellt. Unter normalen Umständen wären die unerfahrenen und zahlenmäßig unterlegenen kaiserlichen Truppen von der erfahrenen Satsuma-Armee schnell überrannt worden. Doch trotz eines mysteriösen Brandes, der kurz vor Beginn der Belagerung zahlreiche Gebäude der Burg zerstörte, hielt die Festung stand, während die Besatzung auf Verstärkung aus dem Norden wartete.
Eine der wichtigsten Schlachten während der Belagerung fand in Tabaruzaka statt, einem strategisch wichtigen Ort nördlich der Stadt Kumamoto. Dort verschanzten sich die Rebellen nach einer Reihe von Siegen in kleineren Gefechten im Norden der Stadt und verstärkten ihre Verteidigung bei einem bedeutenden Pass an der einzigen Straße nach Kumamoto, die breit genug für den Transport von Kanonen war. Die Schlacht von Tabaruzaka begann am 3. März, als die fast 90.000 Mann starken kaiserlichen Truppen die 15.000 Satsuma-Soldaten, die den Pass verteidigten, mit ganzer Kraft angriffen. Die Kämpfe waren so heftig, dass die kaiserlichen Truppen laut Aufzeichnungen durchschnittlich 320.000 Kugeln pro Tag abfeuerten, die Schüsse der Rebellen nicht mitgerechnet. Die Schlacht endete mit einem Sieg der kaiserlichen Armee, der die Satsuma-Armee zum Rückzug zwang und die Belagerung der Burg Kumamoto beendete. Diese Niederlage war ein entscheidender Schlag gegen die Satsuma-Rebellen. Sie zogen sich nach Kagoshima zurück, wo die kaiserlichen Truppen die Rebellen vernichtend schlugen und den Aufstand beendeten.

Heute ist Tabaruzaka ein friedlicher Ort mit einem Museum, das an die Schlacht erinnert. Das Tabaruzaka Seinan Civil War Museum zeigt Exponate, die die Hintergründe des Krieges erläutern und Relikte zeigen. Ein 360° Erlebnis lässt die Intensität der Schlacht wieder aufleben.




Gegenüber dem Museum befindet sich ein ein Nachbau eines während der Kämpfe beschädigten Gebäudes voller Einschusslöcher, in dem Informationen über die Gründung von Hakuaisha, dem Vorläufer des Japanischen Roten Kreuzes, zu finden sind. Eines der wenigen positiven Ereignisse des Krieges war die Hilfe, die Hakuaisha den während des Aufstands verwundeten Soldaten leistete, unabhängig davon, auf welcher Seite sie standen. Während des Aufstands diente die Janes Residenz als Hauptquartier der Regierungstruppen und war der Ort, an dem Hakuaisha die Erlaubnis erhielt, zu operieren.

Die Gräber der Rebellen und der kaiserlichen Truppen liegen nur wenige Autominuten vom Museum entfernt. Die Grabsteine der Regierungstruppen auf dem Nanamoto-Friedhof erinnern an etwa 300 Regierungssoldaten, die während des Krieges ihr Leben verloren. In der Nähe befindet sich der Nanamoto-Kakinokidaiba-Friedhof für Satsuma-Soldaten mit zwei großen Gedenksteinen für die Gefallenen.


Interessanterweise haben Ausgrabungen im Suizenji-Park ergeben, dass der künstlich geformte Berg im Garten während des Krieges als Kanonenplattform genutzt wurde.

Der Satsuma-Aufstand war der Beginn einer Periode intensiver Modernisierung und Veränderung im ganzen Land, die das Japan, das wir heute kennen, stark geformt hat. Der Sieg der kaiserlichen Truppen über die Satsuma-Rebellen bedeutete das Ende des Samurai-Zeitalters und den Beginn einer neuen Ära in der japanischen Geschichte.