Ende des 19. Jahrhunderts befand sich Japan in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher und politischer Unruhen. Die rasche Kolonisierung Asiens durch westliche Länder zwang Japan in eine Situation, in der eine Modernisierung dringend notwendig wurde. Diese Dynamik führte 1868 zur Meiji-Restauration, die das Ende des feudalen Tokugawa-Shogunats in Japan und die Wiederherstellung und Festigung der politischen Macht des Kaisers einleitete. Mit dem Ende der Meiji-Restauration führte Japan eine Reihe wichtiger Reformen zur Stärkung des Militärs, des Bildungssystems, der Landwirtschaft und der Industrie ein.

Ein Pionier der westlichen Bildung

Zu dieser Zeit warb Japan ausländische Experten aus verschiedensten Gebieten an, um westliches Wissen und Technologien in das Land zu bringen. In diesem Zusammenhang beschloss die Regierung von Kumamoto, eine Schule für westliche Studien (die Kumamoto Yōgakkō) zu gründen, und stellte Leroy Lansing Janes, einen ehemaligen amerikanischen Militärkapitän, als Direktor der Schule ein. Janes zog 1871 mit seiner Familie nach Kumamoto.

Um Janes eine angemessene Unterkunft zu bieten, gab die Regierung von Kumamoto den Bau der Janes Residenz in der Nähe der Burg in Auftrag. Das Herrenhaus war mit seiner umlaufenden Veranda, einem Schornstein, Glasfenstern und einer Vielzahl von dekorativen Elementen eindeutig westlich geprägt. Obwohl japanische Bautechniken zum Einsatz kamen, sollte das Gesamtdesign die westliche Architektur imitieren. Durch die Verschmelzung aus westlicher Ästhetik und japanischer Handwerkskunst entstand ein einzigartiges Bauwerk.

Ein Erbe der Bildung und des Fortschritts

Während seiner fünfjährigen Amtszeit in Kumamoto unterrichtete Janes mehr als 200 Schüler im Alter von 10 bis 20 Jahren. Janes sprach kein Japanisch und unterrichtete daher ausschließlich auf Englisch. Im ersten Jahr lernten die Schüler Englisch, im zweiten bis vierten Jahr wurden andere Fächer wie Mathematik, Geschichte und Naturwissenschaften unterrichtet.

Janes unterrichtete nicht nur an der Kumamoto Yōgakkō, sondern führte auch neue Techniken und Methoden in Kumamoto ein. Er lehrte landwirtschaftliche Methoden, indem er westliche Gemüsesorten wie Blumenkohl und Salat anbaute und zeigte, wie man einen von Pferden gezogenen Pflug benutzt.

Ein Wegbereiter des Christentums

Courtesy Kumamoto City Museum 写真提供:熊本博物館
Courtesy Kumamoto City Museum 写真提供:熊本博物館

Janes war gläubiger Christ. Obwohl es ihm vertraglich untersagt war, in der Schule Religion zu unterrichten, bot Janes in seiner Freizeit in seiner Residenz Bibelstunden an. Viele Schüler nahmen zunächst nur teil, um ihre Englischkenntnisse zu verbessern, aber im Laufe der Zeit interessierten sich mehr und mehr für den christlichen Glauben. Schließlich unterzeichneten 35 seiner Schüler ein schriftliches Glaubensbekenntnis - ein zur damaligen Zeit höchst umstrittener Vorfall. Dieses Ereignis und die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der rasanten Verwestlichung Japans führten 1876 zur Entscheidung der lokalen Regierung, Janes' Vertrag nicht zu verlängern und die Kumamoto Yōgakkō zu schließen.

Janes verließ Kumamoto zu einem günstigen Zeitpunkt, denn nur etwa einen Monat später wurde Kumamoto zum Schauplatz der Shinpuren-Rebellion. Dieser Aufstand von etwa 170 fremdenfeindlichen, konservativen Samurai richtete sich gegen die machthabende Meiji-Regierung. Bei diesem Gewaltakt kamen fast 200 Menschen ums Leben, darunter auch der Gouverneur der Präfektur Kumamoto. Wäre Janes während dieser turbulenten Zeit in Kumamoto geblieben, wäre auch er zum Ziel der Aufständischen geworden.

Eine Villa mit vielfältigem Erbe

Nach Janes Abreise diente die Villa verschiedenen Zwecken und beherbergte sogar eine Zeit lang das Japanische Rote Kreuz. Das Haus wurde mehrmals versetzt, bevor es 1970 in der Nähe des Suizenji-Parks wiederaufgebaut wurde. 2016 wurde Kumamoto von einer Reihe schwerer Erdbeben heimgesucht, die die Janes-Residenz vollständig zum Einsturz brachten. Nach sieben Jahren konnte das Anwesen endlich an seinem jetzigen Standort in Sichtweite der Straßenbahn wieder errichtet werden. Der Wiederaufbau geschah unter der Mitwirkung der Bürger Kumamotos und die meisten Elemente des ursprünglichen Gebäudes konnten wieder verwendet werden.

Janes-Residenz

Adresse: 12-10 Suizenji Koen, Chuo Ward, Kumamoto City 862-0956

Öffnungszeiten: Di-So 9:30-16:30 Uhr